Lisa Eckhart
Die tückische Hofnärrin | Die Aneckerin | Die Leibhaftige | Rätselhafte Femme Fatale
die in Leipzig lebende österreichische Kabarettistin Lisa Eckhart hat viele Bezeichnungen. Keine andere Künstlerin steht derzeit so in der Diskussion. Unter anderem, da der vielfach ausgezeichneten Sprachkünstlerin und Poetry-Slammerin bei ihrem Auftritt in der WDR-Kabarettsendung “Mitternachtsspitzen” aus dem Jahr 2018 das Bedienen antisemitischer Klischees vorgeworfen wird. Noch im Mai ist Lisa Eckhart mit ihrem Roman “Omama” in die engere Auswahl für den Klaus-Michael-Kühne-Preis für das beste deutschsprachige Debüt aufgenommen worden. Im September, beim Harbour Front Literaturfestival in Hamburg, sollte sie aus daraus vorlesen, wurde erst ein‑, dann ausgeladen – und letztendlich doch wieder eingeladen. Lisa Eckhart lehnte dankend ab. Sie sieht sich falsch verstanden.
Die in der Steiermark geborene Lisa Lasselsberger ist sicherlich eine der provokantesten Kabarettistinnen unserer Zeit seit ihrem Bühnen-Debüt 2015. „Ihre satirischen Analysen sind präzise formuliert und können einmal poetisch, dann wieder deftig ausfallen. Klug, auf exzellentem sprachlichem Niveau, gnadenlos pointiert und ohne die politische Unkorrektheit zu scheuen, arbeitet sie sehr erfolgreich an dem Gesamtkunstwerk «Lisa Eckhart». Und dabei bereichert sie den schwarzen Humor um eine neue schillernde Facette“, so die Jurybegründung des Salzburger Stier 2019.
Regula Venske, Hamburger PEN-Vorsitzende, kritisierte die Ausladung Lisa Eckharts in einem Interview in der TAZ scharf. Im PEN setze man sich für das freie Wort und für eine offene Diskussion ein, nur das bringe die Gesellschaft zu einem Höheren voran. „Für Antisemitismus gibt es keine Entschuldigung. Bei Lisa Eckhart müssen wir über Satire und Figurenrede diskutieren. Der große Kabarettist Helmut Qualtinger hat auch aus Naziperspektive gesprochen. Gerade in Österreich gibt es da eine Tradition im Kabarett. Die Frage ist, ob sie nicht dem Publikum den Spiegel vorhält, indem sie solche Positionen auf die Bühne bringt. Dekonstruiert oder reproduziert sie? Diese Debatte wird verhindert, wenn jetzt alle Antisemitismus schreien, die ihr Werk gar nicht kennen. Der Feind steht rechts. Aber wenn wir solche Diskussionen im breiten links-liberalen Spektrum nicht mehr führen, outsourcen wir den Einsatz für die Meinungsfreiheit an die Rechten“.