Fr, 07.11.25 | 19:30 Uhr | Einlass: 18:00 Uhr | 20 €
Das Leben und Werk des Jura Soyfers (1912-1939) | Szenische Lesung
Liest man das erste Bild von Jura Soyfers 1936 entstandenem Stück „Der Weltuntergang oder Die Welt steht auf kein’ Fall mehr lang“, in dem die Sonne den Tanz der Planeten dirigiert, fühlt man ein nahes Ende mit Schrecken: Das kosmische System ist in Dissonanz geraten, schuld ist die Erde und vor allem deren Bewohner. Es wird beschlossen, dass der Komet Konrad, eigentlich auf dem Weg zu einem Rendezvous mit einer Sternschnuppe, die Ordnung durch einen Aufprall auf die Erde wiederherstellen soll. Der Mars ordnet an: „Prall mit aller Wucht auf die Erde auf! Es bringt einen Tippel – aber an der Erschütterung gehen garantiert alle Erdmenschen zugrund!“ Und so endet dieses Bild mit dem Ausspruch des armen Konrads: „Gott, wird das an Plantsch geben!“
Der gleichnamige Abend von und mit Schauspieler István Vincze und Dramaturg Boris C. Motzki vom Staatstheater Mainz wird Auszüge des Werkes in einer szenischen Lesung vorstellen und über Leben und Schaffen des nahezu vergessenen politisch-satirischen Autors, der 1939 im KZ Buchenwald an Typhus gestorben ist, erzählen.
Jura Soyfer, 1936 | DÖW 00813-004
Jura Soyfer wurde am 8. Dezember 1912 in Charkow, Ukraine geboren. Er zählt zu den bedeutendsten politischen Schriftstellern Österreichs in den 1930er Jahren. Er publizierte in mehreren Zeitschriften und verfasste insgesamt fünf Stücke und drei erhaltene Szenen. Seine Werke wurden in 30 Sprachen übersetzt.
Im KZ Dachau schrieb Soyfer zusammen mit dem Komponisten Herbert Zipper das bekannte Dachau-Lied mit dem Refrain:
»Doch wir haben die Losung von Dachau gelernt,
Und wir wurden stahlhart dabei.
Bleib ein Mensch, Kamerad,
Sei ein Mann, Kamerad,
Mach ganze Arbeit, pack an, Kamerad:
Denn Arbeit, denn Arbeit macht frei,
Denn Arbeit, denn Arbeit macht frei!«