Description
Das Leben des Kabarettisten Alfred Nathan
Biografie auch zu einer zeitgeschichtlichen Dokumentation
Seine letzten Lebensjahre verbrachte er in Bernburg, immer noch rast- und ruhelos, fast jeden Monat unterwegs auf den Bühnen der damaligen DDR. Als Kabarettist mit dem Namen Peter Pan fühlte er sich wie die Fabelfigur des englischen Dichters James Matthew Barrie dem Kampf gegen das Böse verpflichtet. Dass ihm dabei nur das hölzerne Schwert des politischen Kabaretts zur Verfügung stand, war ihm bewusst und gerade deshalb führte er es mit großem Engagement. Schon in den „goldenen Zwanzigern“ des vorigen Jahrhunderts hatte er sich in Berlin dem politischen Kabarett angeschlossen, lernte Erich Weinert, Paul Dessau, Ernst Busch und viele andere kennen, positionierte sich gegen die aufkommende Nazidiktatur, wurde verfolgt und floh 1933 schließlich nach Paris, wo er sich unverdrossen im dortigen Exilkabarett „Die Laterne“ engagierte.
In Deutschland per Erlass ausgebürgert, musste er, von den Franzosen immer noch als Deutscher eingestuft, 1939 den Weg in viele, über halb Frankreich verstreute Internierungslager antreten. Bis 1942 organisierte er dort, vor allem auch im Lager Gurs, unverdrossen Lager-Kabarett, schenkte vielen tausend Internierten Kraft durch wenige Stunden satirischer Ablenkung, kämpfte um das Schicksal seiner jüdischen Kameraden und musste schließlich mit ansehen, wie die meisten von ihnen den deutschen Faschisten ausgeliefert und in die Vernichtungslager deportiert wurden. Selbst aus einer jüdischen Familie stammend, tauchte er in einer Arbeitskompanie ehemaliger spanischer Interbrigadisten unter und floh Weihnachten 1942 über die Pyrenäen nach Spanien, wo er bis 1957 unter dem Künstlernamen Pierre Michel als französischer Chansonier seinen Lebensunterhalt bestritt. Über die Bundesrepublik Deutschland gelang er mit Hilfe seines ehemaligen Lagerkameraden Ernst Busch schließlich in die DDR.
Michael Schuster, Autor des Buches „Lachen gegen Tod und Teufel – Der Kabarettist Peter Pan“, ist den Spuren Alfred Nathans gefolgt, die sich in Archiven Frankreichs, Spaniens und der USA fanden, sprach mit Familienangehörigen und wertete den Nachlass des Künstlers aus. Dabei entstand das Bild einer intensiv gelebten Biografie, die ihre Anfänge im „Künstler Café“ des Romanischen Hauses in Berlin nahm, über die Bühne des „Chez elle“ in Paris, die Kulturbaracke des Internierungslagers Camp Gurs bis in den edlen spanischen Nachtclub „Pasapoga“ reichte und sich schließlich auf den Bühnen der DDR vollendete. Als Alfred Nathan, Pierre Michel und Peter Pan führte der Mann, dessen letzte Ruhestätte sich auf dem Friedhof III in Bernburg befindet, ein bemerkenswertes Leben.