Kabarettist*innen

Wir haben zwischen den Zeilen gespielt … und die Zuschauer haben zwischen den Zeilen gehört

Hans-Günther Pölitz / Autor und Kaba­ret­tist bei den Magde­bur­ger “Kugel­blit­zen“ und Gründer des Kaba­retts “Magde­bur­ger Zwickmühle”

Köpfe der Satire

Kaba­rett in der DDR – die Geschichte und Portraits von ein paar beson­ders klugen Köpfen befin­den sich in einem Gebäu­de­teil des wunder­ba­ren Renais­sance­schlos­ses in Bern­burg, das wie gemalt ober­halb der Saale steht, dem so genann­ten „Chris­ti­an­bau“. Hier ist die Depen­dance des Deut­schen Kabarett­archivs mit dem Schwer­punkt Geschichte des DDR-Kaba­retts unter­ge­bracht. In den Räum­lich­kei­ten, für ein Museum der Spötter- und Genre­ge­schichte wunder­voll geeig­net, sind die „Köpfe der Satire“ zu bewun­dern. Acht kluge Köpfe, die vom Publi­kum wie Volks­hel­den gefei­ert wurden. Auf der Bühne wurde das gesagt, was die Bevöl­ke­rung landauf und landab bewegte, ärgerte und was sonst nie offen kriti­siert werden durfte: Büro­kra­tie, Perso­nen­kult, Schön­fär­be­rei oder Versorgungs-Engpässe…

Hall of Fame in Bernburg

Kaba­ret­tis­tin, Theater- und Filmschauspielerin
Poli­ti­scher Sati­ri­ker, Essay­ist, Zeitdichter
Sänger, Schau­spie­ler und Regisseur
Schau­spie­ler, Kaba­ret­tist, Kaba­ret­t­au­tor und ‑regis­seur.
Jour­na­list, Dichter, Sati­ri­ker und Kabarettist
Kaba­ret­tist und Sänger
Schau­spie­ler und Regisseur

Kritik, Satire, Oppo­si­tion sind Schlag­worte, die dem Kaba­rett eigen sind. Das galt zwar auch für die DDR-Kaba­retts. Doch im Unter­schied zu anderen Ländern war auch das Kaba­rett zentral initi­iert, orga­ni­siert und kontrol­liert. Der Staat selbst bezahlte, förderte und verwal­tete seine Kriti­ker. Das brachte die Kaba­retts in das Span­nungs­feld der Anfor­de­run­gen an ihr Metier und der ihnen über­ge­ord­ne­ten Organisationen.

 

Die Kabarettist*innen wussten zu formu­lie­ren, zu konstru­ie­ren, sprach­li­che Bilder zu finden. Diesen Wider­spruch zwischen dem, was auf dem Papier aufge­lis­tet war und dem was auf der Bühne durch die entspre­chende Beto­nung, Gesten usw. zum Leben erweckt wurde, das hatte Brillanz.

Hans-Günther Pölitz: „Wir haben zwischen den Zeilen gespielt und die Zuschauer haben zwischen den Zeilen gehört, dafür waren die DDR-Bürger hoch sensi­bi­li­siert. Die Leute haben die leiseste Anspie­lung zur Kennt­nis genom­men, wussten damit etwas anzu­fan­gen, haben das in den Kontext zu ihrer Reali­tät gesetzt. Sie hatten ihr Denk­ver­gnü­gen daran, nicht Ausge­spro­che­nes erkannt und entschlüs­selt zu haben.“