Köpfe der Satire
Kabarett in der DDR – die Geschichte und Portraits von ein paar besonders klugen Köpfen befinden sich in einem Gebäudeteil des wunderbaren Renaissanceschlosses in Bernburg, das wie gemalt oberhalb der Saale steht, dem so genannten „Christianbau“. Hier ist die Dependance des Deutschen Kabarettarchivs mit dem Schwerpunkt Geschichte des DDR-Kabaretts untergebracht. In den Räumlichkeiten, für ein Museum der Spötter- und Genregeschichte wundervoll geeignet, sind die „Köpfe der Satire“ zu bewundern. Acht kluge Köpfe, die vom Publikum wie Volkshelden gefeiert wurden. Auf der Bühne wurde das gesagt, was die Bevölkerung landauf und landab bewegte, ärgerte und was sonst nie offen kritisiert werden durfte: Bürokratie, Personenkult, Schönfärberei oder Versorgungs-Engpässe…
Hall of Fame in Bernburg
Annemarie Hase
Kabarettistin, Theater- und Filmschauspielerin
Erich Weinert
Politischer Satiriker, Essayist, Zeitdichter
Ernst Busch
Sänger, Schauspieler und Regisseur
Hans Glauche
Schauspieler, Kabarettist, Kabarettautor und ‑regisseur.
Hansgeorg Stengel
Journalist, Dichter, Satiriker und Kabarettist
Jürgen Hart
Kabarettist und Sänger
Peter Pan (alias Alfred Nathan)
Kabarettist
Robert Trösch
Schauspieler und Regisseur
Kritik, Satire, Opposition sind Schlagworte, die dem Kabarett eigen sind. Das galt zwar auch für die DDR-Kabaretts. Doch im Unterschied zu anderen Ländern war auch das Kabarett zentral initiiert, organisiert und kontrolliert. Der Staat selbst bezahlte, förderte und verwaltete seine Kritiker. Das brachte die Kabaretts in das Spannungsfeld der Anforderungen an ihr Metier und der ihnen übergeordneten Organisationen.
Die Kabarettist*innen wussten zu formulieren, zu konstruieren, sprachliche Bilder zu finden. Diesen Widerspruch zwischen dem, was auf dem Papier aufgelistet war und dem was auf der Bühne durch die entsprechende Betonung, Gesten usw. zum Leben erweckt wurde, das hatte Brillanz.
Hans-Günther Pölitz: „Wir haben zwischen den Zeilen gespielt und die Zuschauer haben zwischen den Zeilen gehört, dafür waren die DDR-Bürger hoch sensibilisiert. Die Leute haben die leiseste Anspielung zur Kenntnis genommen, wussten damit etwas anzufangen, haben das in den Kontext zu ihrer Realität gesetzt. Sie hatten ihr Denkvergnügen daran, nicht Ausgesprochenes erkannt und entschlüsselt zu haben.“