Der letzte Taler

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Ein Couplet aus der Jahres­re­vue „Ein tolles Jahr“ von Victor Hollaender.

Zwischen 1903 und 1912 waren zugkräf­tige Couplets* aus Jahres­re­vuen und Operet­ten, wie hier von Victor Hollaen­der, eine bestän­dige Quelle für neueste Schla­ger. So wurden spek­ta­ku­läre Ereig­nisse des zurück­lie­gen­den Jahres für die Bühne drama­ti­siert und in Musik gesetzt. Die Auffüh­run­gen waren gesell­schaft­li­che Ereig­nisse für die eher wohl­ha­ben­den Teile der Bevölkerung.

Victor Hollaen­der (1866–1940) war einer der erfolg­reichs­ten Unter­hal­tungs- und Operet­ten­kom­po­nis­ten und Mitbe­grün­der des moder­nen Kaba­retts und Revue­thea­ters. Durch seine Bühnen­mu­si­ken für die sati­ri­schen Ausstat­tungs­re­vuen am Berli­ner Metro­pol-Theater – mit bekann­ten Ever­greens wie „Die Kirschen in Nach­bars Garten“ und das „Schau­kel­lied“ – wurde der Kompo­nist, Kapell­meis­ter und Thea­ter­lei­ter zur musi­ka­li­schen Stimme Berlins. 1934 emigrierte Hollaen­der nach Holly­wood, wohin bereits sein Sohn, der eben­falls erfolg­rei­che Kompo­nist Fried­rich Hollaen­der, geflo­hen war.

Operet­ten­te­nor Josef Josephi (Geburts­name Josef Ichhäu­ser; 1852 Krakau — 1920 Berlin), der dieses Couplet von V. Hollän­der singt, gehörte zu den Stars des Metro­pol-Thea­ters. Den Text schrieb Julius Freund (1862 Breslau — 1914 Parten­kir­chen). Der Schrift­stel­ler, Thea­ter­dra­ma­turg und Jour­na­list wurde vor allem durch seine erfolg­rei­chen Jahres­re­vuen am Berli­ner Metro­pol-Theater bekannt, zu denen Victor Hollaen­der, Paul Lincke und Rudolf Nelson die Musik liefer­ten. Der Mitar­bei­ter der Lusti­gen Blätter trat auch mit zahl­rei­chen Kaba­rett­chan­sons und Thea­ter­par­odien hervor.

Josef Josephi hinter­ließ zahl­rei­che Schall­plat­ten und Tonauf­nah­men gemacht, auch auf Edison Goldguß-Walzen, Berlin 1905–1907.

*Das Couplet ist ein witzig-zwei­deu­ti­ges, poli­ti­sches oder sati­ri­sches Lied (z.B. als Kaba­rett­num­mer) mit mehre­ren Stro­phen und markan­tem Refrain.